Oberdämpfer Klaviere

Diese Woche habe wieder einmal ein Oberdämpfer Klavier gestimmt. Diese Klaviere sind sowohl bei Klavierstimmern als auch bei Klavierspielern im allgemeinen nicht mehr so beliebt. Warum ist dem so?

 

Oberdämpfer sind daran zu erkennen, dass man von oben nicht über die ganze Klavierbreite auf die Hämmer sehen kann, sondern auf eine Holzkonstruktion schaut, welche die Dämpfer hält. Die Dämpfer befinden sich über den Hämmern und versperren so den Blick auf diese. Daher kommt der Name Oberdämpfer.

 

Die Amerikaner haben auch noch einen sehr treffenden Namen. Da Oberdämpfer Klaviere so viele Drähte haben, die die Dämpfer mit den Hebegliedern verbinden und das wie ein Käfig aussieht, nennen die amerikanischen Klavierbauer diese Art von Mechanik "Birdcage Action".

 

Diese Drähte und die obenliegenden Dämpfer sind auch das, was die Arbeit an diesen Klavieren schwierig macht. Man hat eigentlich viel zu wenig Platz für alle Arbeiten. Man kommt schlecht an die Saiten und man kommt schlecht an die innenliegenden Teile der Mechanik. Hinzu kommt, dass diese Art von Klavieren nur bis ca. 1900 gebaut worden sind. Das heißt, solche Klaviere sind weit über 100 Jahre alt und meist in schlechtem Zustand. Das alles zusammen macht sie üblicherweise unbeliebt bei Klavierbauern.

 

Für den Spieler ist der merkliche Unterschied, dass diese Klaviere die Saiten schlechter abdämpfen können als Unterdämpfer Klaviere und somit einen sehr viel stärkeren Nachhall haben. Für romantische Musik ist das manchmal von Vorteil, aber für alles andere, schnellere oder modernere Stücke ist der Nachhall störend. Deshalb sind diese Klaviere auch bei Spielern nicht beliebt und haben deshalb üblicherweise keinen Marktwert mehr.

 

 

Wenn ich im Service auf solche Klaviere treffe, verweigere ich aber natürlich nicht meine Dienste und versuche das Beste aus den Klavieren zu holen.